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Alarmsignale
Die ersten Körbe bei den Olympischen Spielen in London sind verteilt und es war gleich ein Augenschmaus, dem US-Allstar-Team bei der Arbeit zuzusehen. Macht Lust auf mehr? Absolut. Und dank der anstehenden EM-Qualifikation brauchen wir auch gar nicht lange zu warten, um den heimischen Spielern wieder auf die Finger sehen zu können. Praktisch zeitgleich zum Start des Olympischen Turniers hat sich Österreichs Herren-Team in Oberwart dem Leistungsvergleich im Vier-Nationen-Turnier gestellt. Wenngleich der Sieg gegen Portugal zum Abschluss und der damit verbundene dritte Platz, nett anzusehen sind, war es an diesem Wochenende wohl das Maximum, das die Mannschaft von Trainer Neno Asceric aus der Halle in Oberwart mitnehmen konnte.
Das ist auch gar nicht so schlecht, denn die österreichische Mentalität hätte das rot-weiß-rote Team im Falle einer Sensation gegen Israel oder Deutschland, gleich wieder in die Favoritenrolle in der anstehenden EM-Qualifikation gedrängt und von möglichen Problemen deutlich abgelenkt. Die Trauben hängen so schon hoch genug. Die Spiele in Oberwart haben gezeigt, dass auf Asceric und sein Team noch sehr viel Arbeit wartet.
Daneben haben aber auch Österreichs Nachwuchsteams auf internationalem Parkett Auftritte gehabt. Und da muss man genauer hinsehen, um nachhaltig auch in Zukunft Erfolge im Herren-Bereich feiern zu können. Und leider gibt es dabei wenig positives zu erzählen. Österreichs U18 testete vor der Europameisterschaft ebenfalls in Oberwart zweimal gegen die Slowakei. Die Generalprobe für die B-EM in Sarajewo (9. bis 19. August), bei der wieder die Slowakei, Tschechien, Luxemburg und Estland Gegner von Österreich sein werden, ging schief. Beide Spiele wurden schlussendlich glatt verloren.
Schlimmer noch, weil die B-EM schon Geschichte ist, sind die Resultate der Kadetten-Mannschaft im U16-Bereich. Nach der letzten Schlusssirene bei der EM in Rumänien stand Platz 21 (!) für Österreichs Nachwuchshoffnungen zu Buche. Kein Sieg in sechs Spielen. Und das Schlimmste daran war, dass Teamchef Raoul Korner schlussendlich die Niederlagen und den letzten Platz als mehr als gerechtfertigt beschreiben musste.
Es MUSS im Interesse aller Beteiligten sein, dass gerade im Nachwuchs Hand angelegt wird und die Strukturen überdacht und schleunigst verbessert werden. Sonst sind Partien wie bei den Olympischen Spielen, wenn das Dreamteam zaubert, in Zukunft das einzige Highlight auf das wir uns als Freunde des Basketballsports freuen können.
(Martin Derler ist Sportjournalist bei den Oberösterreichischen Nachrichten. Der 36-Jährige war selbst rund zehn Jahre aktiv beim BBC Linz und verfolgt journalistisch seit 1994 die Basketball-Bundesliga.)
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Die Chance auf „Cordoba“
Am Wochenende wird Basketball-Österreich wissen, in welcher Liga das Nationalteam zu Hause ist. Ein Blick auf die FIBA-Weltrangliste zeigt, welch großer Außenseiter Österreich gegen Deutschland (Nummer 14), Israel (29.) und Portugal (44.) ist. Wir scheinen nämlich im Ranking gar nicht auf – anders als zum Beispiel Syrien (65.), Bahrain (75.) oder Togo (82.). Grund dafür ist, dass Österreich (und übrigens auch die Quali-Gegner Zypern und Ungarn) bisher an keinem der für die Berechnung relevanten Turniere teilgenommen hat.
Das könnte sich aber vielleicht bald ändern, vorausgesetzt Österreich schafft die Qualifikation für die EuroBasket 2013 (Slowenien, 4. – 22. September). Gruppengegner sind Kroatien (Nummer 19), Ukraine (50.), Zypern und Ungarn (beide nicht platziert). Die ersten beiden Mannschaften jeder Gruppe und die besten vier Drittplatzierten dürfen in Slowenien auflaufen.
Die Verantwortlichen rund um Headcoach Neno Asceric versprühen Optimismus, tatsächlich scheinen die Chancen auf eine Qualifikation so groß wie schon lange nicht. Größter Vorteil des Nationalteams: Die Spieler können ohne Druck aufspielen. Gelingt es ihnen – wie Rasid Mahalbasic in seinem Blog auf Eurobasket2013.org schreibt – die notwendige Leidenschaft und Intensität aufs Parkett zu bringen, so kann die Sensation durchaus gelingen. Klar ist aber, dass nur eine geschlossene Teamleistung den Erfolg bringen kann, schließlich verfügt die österreichische Auswahl über keinen „Star“.
Der erste Prüfstein auf dem Weg nach Slowenien steht schon heute an: Das Nationalteam trifft in Klosterneuburg auf Deutschland (Mittwoch, 24. Juli, 19 Uhr). Dieses Spiel und das Vier-Nationen-Turnier am Wochenende in Oberwart werden erste Standortbestimmung sein, ehe am 15. August auswärts in Zypern (bisherige Bilanz: vier Siege in Folge, letzte Niederlage 1995) die Qualifikation für die EuroBasket 2013 beginnt. Die Qualität im Kader ist tatsächlich so hoch wie schon lange nicht mehr: Mit Benjamin Ortner (Benetton Treviso, Italien), Rasid Mahalbasic (Zlatorog Lasko, Slowenien) und Anton Maresch (B.C. River Andorra, Spanien) verfügt Asceric über drei Austro-Legionäre mit Erfahrung in ausländischen Ligen, dazu kommt noch Jason Detrick (Lleida Basquetbol, Spanien).
Vielleicht sind die Basketball-Götter Österreich in den kommenden fünf Tagen gnädig gestimmt und vielleicht gelingt in einem Spiel gegen den „großen Nachbarn“ Deutschland die Sensation. Wie schön wäre es, in Klosterneuburg oder Oberwart ein kleines „Cordoba des Basketballs“ zu feiern – der letzte Sieg gegen die Deutschen gelang im Jahr 1969 (EM-Qualifikation). Diese – wenn auch geringe – Aussicht allein sollte schon Motivation genug sein, eines der beiden Spiele zu besuchen und das Team anzufeuern.
Außerdem: Gibt es denn eine bessere Gelegenheit als diese, sich in der Sommerpause wieder erneut mit dem „Virus“ Basketball zu infizieren? Ich denke nicht …
(Michael Pekovics ist Redaktionsleiter der BVZ-Ausgaben Oberwart und Güssing/Jennersdorf)